Ich kam am 10. gegen Mittag in der Bahariya-Oase (siehe Karte) an, um mir die nahegelegenen Schwarze und Weiße Wüsten anzusehen. Und ein wenig von den Sehenswürdigkeiten um den Hauptort namens Bawiti herum. Ich buchte gleich im Hotel eine Safari zu den Wüsten – zu meinem Glück waren bereits zwei Leute da, die sie auch machen wollten, sodass wir uns die Kosten teilen konnten. Nach den Formalitäten ging es mit zwei weiteren Hotelbewohnern auf Erkundungsausflug zu den umliegenden Sehenswürdigkeiten – Tempel des Alexanders, „Goldene Mumien“ und ein paar Gräber. Na ja, wenn man gerade in Ägypten angekommen ist, sind sie noch interessant, nicht besonders aber wenn man schon mächtigerer Dinge überdrüssig war wie ich. Ich habe das Pflichtprogramm aber brav absolviert.
Abends im Hotelgarten (und es ist wesentlich kühler in der Wüste abends als sonst irgendwo in Ägypten) hatte ich bei paar Bier noch eine interessante Diskussion mit einem pensionierten Geschäftsmann aus Deutschland über schwindende natürliche Ressourcen, steigende Umweltbelastung und die damit zusammenhängende Zukunft der Menschheit. Kurzfassung: Wir haben das Problem in dieser einen Diskussionsrunde nicht gelöst.
Am nächsten Morgen um 11 Uhr (d.h. wie in Ägypten üblich eine halbe Stunde später) ging es auf die Wüstensafari. Im alten geräumigen Jeep teilten sich den Platz der Fahrer, zwei nette Männer aus England und ich. Und eine Menge Utensilien auf dem Dach (Zeltwände, Tisch, Grill, Matratzen und Decken) und im Kofferraum (Proviant und unser eigenes Gepäck). Bereits nach einer Stunde Fahrt auf der Wüstenlandstraße oder so gab es den ersten Stopp für Mittagessen. Dieses, sowie Abendessen und nächstes Frühstück waren inklusive, zubereitet von unserem multitalentierten Fahrer. Ich hatte das Glück die Reise mit zwei sehr viel gereisten Leuten zu teilen, die viel von ihren Reisen erzählten. Einer der beiden stellte sich auch als reisender Zauberkünstler heraus und unterhielt nach unserem Essen noch ein wenig uns und die Lokalangestellten.
Danach erreichten wir bald die Schwarze Wüste – d.h. Hügeln aus schwarzem Vulkangestein, mit etwas Sand gepfeffert – und bestiegen einen der Hügel zu besserer Übersicht. Danach ging es zum „Kristallberg“. Na ja, es war ein großer Name für den Quarzhügel. Ein paar kleine Stücke Kristalls habe ich aber entdecken können. Und dann ging es bald endlich weg von der Straße, in den Wüstensand. Unser Fahrer hätte eine gute Figur bei einer lokalen Rallye gemacht – wir schwammen mit dem Jeep im Sand um Haaresbreite an herausstehenden Steinfelsen vorbei. Und machten einen Halt für Fotos in einer beeindruckenden Gegend mit Wind-geformten Bergen. Dann machten uns auf in die Weiße Wüste.
Die Weiße Wüste wird gebildet durch weiße Gesteinsplatten, mit Flicken von Sand zwischendurch. Das weiße Gestein bildet dabei auch viele durch Wind und Sand geformte Figuren, mit denen die Wüste dicht übersät ist. Sie bilden Formen, die man mit genügend bewusstseinserweiternden Mitteln im Blut für Hühner, Pilze, etc. halten könnte. Eigentlich sehen die meisten Figuren wie Hühner oder Pilze aus. Es gab sogar ein liegendes Kamel, das ich auch zunächst auch für ein Huhn hielt, bis mich der Fahrer aufklärte. In dieser Wüste hat uns die Abenddämmerung eingeholt, und wir machten Halt für die Nacht.
Der Fahrer stellte gekonnt (er macht es ja auch jeden zweiten Tag) ein Lager auf und bereitete das Abendessen zu, während die hungrigen Passagiere bei Lagerfeuer unter kristallklarem Himmel in Wüstenromantik schwelgten. Unser Fahrer wollte alleine keine Beduinenlieder singen, es gab aber bereits genügend Unterhaltung von anderen, größeren Gruppen um uns herum. Nach dem Essen schwelgten die Passagiere noch eine Zeit lang weiter und gingen zu Bett bzw. Schlafsack. Mit dem Sonnenaufgang sind wir auf, haben gefrühstückt, das Lager abgebaut und uns auf die Achsen geschwungen um den Bus um 10 Uhr früh Richtung Kairo (und für mich darüber nach Alexandria) zu erwischen. Dank Fahrkünsten unseres Fahrers und unserer bereits vom Hotel reservierten Fahrkarten schafften wir das problemlos, auch wenn wir mal kurz anhalten mussten, um einen uralten Kleinlaster aus dem Graben auf die Straße zu ziehen. Man hilft sich in der Wüste gegenseitig.